Mittwoch, 2. März 2011

Hat Alexander Hartdegen ein funktionierendes Ökosystem zerstört?

Was mir unter der Dusche so zur "Time Machine*" einfällt...

Man kennt ihn - diesen Leerlauf im Kopf, der dazu da zu sein scheint, alte Situationen zu überdenken und neu zu bewerten, vorrangig aber um in gesehenen Filmen doch noch mal herumzuwühlen. Heute ging mir das mal wieder so: Man denkt sich nichts Böses, duscht so vor sich hin, trällert vielleicht auch ein Lied dabei und DANN DAS: Der Film "Time Machine" taucht vor meinem inneren Auge auf.

Die Handlung ist bekannt (Attention, es riecht nach Spoilerbraten): Das mathematisch/ physikalisch versierte Genie Alexander Hartdegen muss den tragischen Tod seiner Verlobten Emma beweinen und statt dies ausgiebig zu tun, erfindet er eine Zeitmaschine um das Geschehene (ihren Tod) rückgängig zu machen. Bald schon aber stellt er fest, dass sich die Vergangenheit nur unwesentlich verändern lässt und warum das so ist, will ihm nicht einleuchten. Also reist er in die Zukunft, die nach dem Auseinanderbrechen des Mondes und einer angedeuteten zweiten Eis-und ersten Wüstenzeit eine vollkommene Neuordnung mit sich bringt. Die Menschen der Gattung 1 haben nun eine gesunde Naturbräune und leben friedlich so vor sich hin, die Menschen der Gattung 2 haben sich Untertage weiterentwickelt und betrachten die Friedlebenden als regelmäßig einzunehmende Mahlzeit. Bei diesem großen Fressen werden sie von einem gedankenkontrollierenden Oberguru gesteuert, so dass die Nahrung nicht gierig aufgebraucht wird, sondern in Maßen auf den Teller kommt und immer schön nachwachsen kann. Sprich: Nur die Alten und die Widerspenstigen werden geholt.

Von diesem Mastermind bekommt der zeitreisende Alexander nun auch seine Antwort:

"Blödmann! Wenn Emma nicht stirbt, baust du keine Zeitmaschine! Wenn du keine Zeitmaschine baust, kannst du Emma nicht retten! Wenn du Emma nicht rettest, stirbt sie!"

"Ach, so!", sagt Alexander, "Klar, ein Paradoxon! Wie hell es strahlt über den Köpfen der Zuschauer und nur ICH habe es nicht gesehen! Gut! Dann verändere ich aber jetzt zum Trotz die Zukunft!"

Sprach's und tat's und erlöste die Friedlebenden der Gattung 1 vor den bösen Aufessern der Gattung 2, indem er seine Zeitmaschine hopps gehen ließ und damit die unterirdische Behausung der Widerlinge gleich mit. Happy End.

Oder?

Beim Duschdenken (lasst es uns so nennen, wenn man bei belanglosen Tätigkeiten vor sich hin überlegt) fiel es mir dann heute auf: Die guten Eloi (so nennen sich die schönen, friedlichen Menschen) sind doch auf diese neue Freiheit gar nicht vorbereitet. Bisher wurden alte Menschen von den Morlocks (so heißen die hässlichen Eloi-Fresser) beseitigt, nun bleiben sie dem Volk erhalten. Rente? Überbevölkerung? Kindertagesstätten? Brutto-Sozial-Produkt? Mehrwertsteuer? Kredite? Rendite? Pflegeheime?
Ach, du liebe Zeit!

Und dabei fanden die Eloi ihr vorheriges Los gar nicht so übel. Klar, vor den Morlocks rennt man weg, aber wenn sie einen haben, dann ist es halt so. Das eine ist nun mal der Tag, das andere die Nacht - so oder so ähnlich lautete eine der vielen Eloi-Philosophien. Und dann kommt Mr. Hartdegen, Mr. Know-it-all aus einen Jahrgang, in dem man noch Melonen trug und meint, er hätte da jetzt das bessere Verständnis für Moral und könnte da mal eben alles anders machen. Irgendwie schon dreist, oder?

Tja, da fragt man sich: Was ist denn nun besser? Ein System, das funktioniert, oder eines, in welchem fressen und gefressen werden nicht mehr auf der Tagesordnung stehen? Da schiele ich doch mit einem Auge auf die wachsende Weltbevölkerung (bald 7 Milliarden?) und wiege den Kopf hin und her. Hm, hm, hm.



[* gemeint ist das Remake von 2002 unter der Regie von Simon Wells]

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